Pui-lan, Kwok

Interpretation als Dialog

Eine biblische Hermeneutik aus Asien

Zum «sprechenden Buch» wird die Bibel dort, wo eine Glaubensgemeinschaft sie zum Leben erweckt – zum Beispiel Christinnen und Christen im chinesischsprachigen Asien. Dieser Glaubensgemeinschaft gehört die Autorin Kwok Pui-Ian an, die in Hongkong in einer nichtchristlichen Familie, mitten in einer Vielfalt gelebter Religionen, aufgewachsen ist. Für sie ist Mehrsprachigkeit, auch in kultureller und religiöser Hinsicht, eine tägliche Erfahrung. Als «Wandernde» zwischen den Welten der östlichen und der westlichen Kulturen und Religionen gelingt es Kwok Pui-Ian, einen faszinierenden Einblick in die «andere» Logik asiatischen Denkens zu vermitteln. Wenn asiatische Frauen die Bibel lesen, dann tun sie dies aus der Sicht eines Volkes mit einer langen und schmerzvollen Geschichte der Kolonialisierung, aber auch vor dem Hintergrund jahrtausendealter nichtchristlicher religiöser Traditionen. Aus diesem Kontext heraus formuliert Kwok Pui-Ian eine «Hermeneutik der vielen Stimmen und der vielen Wahrheiten», die mit eurozentrischen Denkgewohnheiten bricht und einen faszinierenden, vielstimmigen Dialog im theologischen Denken eröffnet – hier wie dort.